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Einladung #112
KINOKIS MIKROKINO, Jo Schmeiser und Katarina Streiff zeigen:
#112

GETEILTE GESCHICHTE
BEDEUTUNG/EN DER SHOAH IM LEBEN DER NACHKOMMEN VON TÄTER/INNEN UND
ÜBERLEBENDEN

Mo 19. April, 20 Uhr GETEILTE GESCHICHTE I
Di 20. April, 20 Uhr GETEILTE GESCHICHTE I
Mo 26. April, 20 Uhr GETEILTE GESCHICHTE II
Di 27. April, 20 Uhr GETEILTE GESCHICHTE II
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Neuere Forschungen und Dokumentationen zeigen, dass Vertreibung,
Zwangsemigration und Vernichtung von Jüdinnen und Juden, Sinti und
Roma, Schwulen und Lesben und anderen im Nationalsozialismus Verfolgten
bis heute nachwirken. Sowohl die Nachkommen der TäterInnen und
MitläuferInnen, als auch die Nachkommen der Überlebenden kämpfen mit
den Effekten der Geschichte ihrer Eltern und Großeltern.

In den Familien beider Seiten wird über konkrete Ereignisse und die
Involvierung der (Groß-)Eltern in diese meist wenig gesprochen. Das
Schweigen hat jedoch vollkommen unterschiedliche Funktion und
Bedeutung. Während die Nachkommen der Überlebenden meist um
dieErlebnisse ihrer (Groß-)Eltern wissen, sie jedoch zu ihrem Schutz
oft nicht thematisieren, schweigen die Nachkommen der TäterInnen und
MitläuferInnen über die Beteiligung ihrer (Groß-)Eltern an Verbrechen,
um diese zu verdrängen und zu leugnen.

Was bedeutet die Geschichte der Shoah in der Gegenwart? Wie bearbeiten
wir diese Geschichte als Nachkommen von TäterInnen und MitläuferInnen?
Wie gehen wir als Nachkommen von Überlebenden mit dieser Geschichte um?
Wo liegen die Unterschiede in der Aufarbeitung und Bewältigung? Und was
wollen wir jeweils an zukünftige Generationen einer
postnationalsozialistischen Gesellschaft weitergeben? Das Programm
"Geteilte Gschichte" wird diesen Fragen an 4 Abenden mit Filmen und
Diskussionen nachgehen.

Jo Schmeiser und Katarina Streiff


PROGRAMM I:


Montag 19. April 2004, 20 Uhr

Children of the Third Reich
Caterine Clay / BBC-Time Watch, UK 1993, 50 Min., engl., Video
Der Film dokumentiert ein mehrtägiges Treffen von Nachkommen hochrangiger Nazifunktionäre mit Nachkommen von Überlebenden der Shoah in Israel. Organisiert wurde dieses Treffen vom israelischen Wissenschafter und Psychologen Dan Bar-On, der sich als einer der ersten mit den Nachwirkungen der Shoah auf die Kinder und Enkelkinder von Überlebenden der Shoah beschäftigt hat.

Anschließend Gespräch mit Eleonore Fischer, Lilly Habelsberger und Lydia Mayr. Sie sind Teil einer Gruppe in Wien, die aus Nachkommen von TäterInnen und Überlebenden besteht und sich vom Ansatz Dan Bar-Ons ausgehend mit den Nachwirkungen des Nationalsozialismus in den eigenen Familien auseinandersetzt. Eleonore Fischer ist Politikwissenschafterin, Lilly Habelsberger ist Filmemacherin (1998 "Meine Zigeunermutter" und 2003 "Ein Lied, dessen Worte ich längst vergessen habe") und Lydia Mayr ist Ärztin und Psychotherapeutin.



Dienstag, 20. April 2004, 20 Uhr

One of Us (Eine von uns)
Susan Korda, USA 1999, 48 Min., engl. mit dt. Untertiteln, Video
"One of Us" ist eine persönliche Untersuchung über das Wesen der Deformation, der Gewalt und der familiären Zneigungen. Anfangs wollte Susan Korda einen Dokumentarfilm über die deutsche Identität drehen, dann beschäftigte sie sich jedoch immer mehr mit der Geschichte deutscher Gewaltätigkeit und zog Parallelen zu ihrer eigenen Familie: "Mich faszinierte die Frage, wie sich 16 Millionen Menschen fühlen, die emigrieren, ohne ihr Wohnzimmer verlassen zu müssen. Ich zog nach Berlin, war aber nicht auf meine emotionale Reaktion auf diesen Ort, die Zeit und die Erinnerungen vorbereitet, die mich dort erwarteten.
(Berlinale, Int. Forum des jungen Films)


PROGRAMM II:


Montag, 26. April 2004, 20 Uhr

Mein Leben 2. Teil
Angelika Levi, D 2003, 85 Min., dt., Video
Meine Mutter sammelte und archivierte ihre eigene Geschichte. Ich habe sie geerbt und daraus einen Film gemacht, in dem es vor allem um Wahrnehmung, um das Vermächtnis und um den Umgang mit Geschichte geht.
(Angelika Levi)
Schon bald zeigt sich, dass die Überlieferungen der Mutter durch die Filmemacherin so angeordnet werden, dass anhand dieses Archivs die Frage gestellt wird, wo es nötig war, zu verdrängen und zu verschieben. Und wo etwas richtig gestellt werden muss: die Empfindlichkeit der Großmutter, Mutter und Tochter gegen "deutsche Zustände", gegen die Definitionsmacht der Täter- und Mitläufergeneration und deren Nachkommen, denen das Privileg vergönnt zu sein scheint, nicht über die Vergangenheit der eigenen Familie nachdenken zu müssen. Eine Empfindlichkeit, die von der Mehrheitsgesellschaft pathologisiert wird, um von sich abzulenken.
(Madeleine Bernstorff)

Dienstag, 27. April 2004, 20 Uhr

Das wirst Du nie verstehen
Anja Salomonowitz, A 2003, 52 Min., dt., Video
Anja Salomonowitz porträtiert drei Frauen aus ihrer Familie, die während der NS-Zeit fast noch Mädchen waren. (...) Hanka Jassy, ihre Großtante, hat Auschwitz überlebt. Gertrude Rogenhofer, ihr Kindermädchen, war Sozialistin und unterstützte ihren Onkel im Widerstand. Margit Kohlhauser, die Großmutter, lebte während des Krieges in Graz. Sie tat dort, was die meisten taten: nichts. (...) Im Zusammenschnitt und in der Off-Stimme reflektiert die Filmemacherin die widersprüchliche Aufgabe, gleichermaßen in der Genealogie des Opfer- wie des Täterkollektivs zu stehen. (...) Sie stellt Fragen und ist, wenn sie ihre Großmutter ins Bild setzt, ebenso sehr Enkelin wie Nachkommende von Überlebenden.
(Nora Sternfeld)

Anschließend Gespräch mit Anja Salomonowitz und Patricia Reschenbach, die im Österreichischen Staatsarchiv in Wien ihren Familienhintergrund recherchiert hat und von ihren Recherchen und Erfahrungen berichten wird. Patricia Reschenbach ist Künstlerin und Kunstpädagogin.

 


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