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Einladung #123

#123 KINOKIS MIKROKINO PRÃSENTIERT: THOMAS TODE NS-VERBRECHEN UND RE-EDUCATION. FILME DER ALLIIERTEN NACH 1945
Montag, 17. Jänner 2005, 20 Uhr (Eintritt frei)
Depot, 1070 Wien, Breite Gasse 3, Tel: +43 1 522 76 13, http://www.depot.or.at
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Während der ersten Monate der Okkupation Deutschlands und Österreichs stand die Besatzungspolitik im Zeichen des Potsdamer Abkommens und der Nürnberger Prozesse: Entnazifizierung, Entmilitarisierung und Entindustrialisierung. Die sich daraus ergebende Aufgabe der "Re-education" bzw. "Re-orientation" war deshalb untrennbar mit der Kollektivschuldthese verbunden. Umerziehung hieß zuallererst, die deutsche Bevölkerung von ihrer Schuld am Aufstieg des Nationalsozialismus und am Holocaust zu überzeugen. Das Programm
versammelt englische, französische, sowjetische und US-amerikanische Beispiele für die filmische Darstellung der Nazi-Verbrechen, außerdem zwei kurze Filmstücke über die Befreiung der Lager Mauthausen und Ebensee. Schon 1947 wurden in den Westzonen die beim Publikum unbeliebten Filme über die KZs zurückgezogen, so dass nur noch Filme blieben, die den künftigen Bündnispartner mit den Regeln der Demokratie vertraut machen sollten oder die den American Way of Life als Modell priesen. Das Programm schließt mit einem Film, der diese Phase nach der
Re-Education dokumentiert, als die Bilder von den KZs bereits weitgehend aus der Öffentlichkeit verdrängt worden sind.
Der Hamburger Filmwissenschaftler Thomas Tode kommentiert die selten zu sehenden Filme. (Gesamtfilmlänge: 102 Min., mit Pause)

Concentration Camp Ebensee Austria (08-May-1945)
A/USA 1945, US Army Signal Corps, 5 Min., stumm, Video

Zwei stumme Filmstücke: Malerische Aufnahmen von Bergen und Seen im Salzkammergut, Aufnahmen von Leichen in einem Krematorium und von geschwächten Überlebenden, die von anderen Überlebenden gestützt werden.

Die Todesmühlen
D/USA 1945, Prod.: Information Control Division (ICD) für das Office of Military Government for Germany United States (OMGUS), Regie: HanuÅ¡ Burger, Schnitt-Überwachung: Billy Wilder. 22 Min., dt. OF, Video

"Die Todesmühlen" von HanuÅ¡ Burger unter der Oberaufsicht von Billy Wilder erstellt, zeigt die Weimarer Bevölkerung, die im Sommer 1945 auf Anweisung der Amerikaner das nahegelegene KZ Buchenwald besichtigen
müssen und überblendet dann zu Bildern jener Menschen, die nur ein paar Jahre zuvor begeisterte Nazis waren, den Arm zum Hitlergruß erhoben, auf dem Parteitag, in den Straßen. Burger dazu: "Diese Menschen wollte ich
mit Hilfe dokumentarischer Bilder durch all die Jahre begleiten. Wie sie ein wenig später ohne Protest die Arbeitsplätze der Opfer einnahmen, ihre Läden, Wohnungen und Firmen. Wie sie das Beutegut aus den
überfallenen Gebieten empfingen, wie sie einmarschierten, bewachten, abtransportierten, hinrichteten. Wie sie dann in den Kellern saßen oder in den Gräben von Stalingrad, und wie sie dann sagten, sie hätten von
nichts gewußt."

Les Camps le la Mort (Lager des Todes)
F 1945, Prod.: Les Actualités Françaises. 18 Min, frz. OF mit eingesprochener dt. Übersetzung, Video

"Les Camps de la Mort" ist der durch die Wochenschau "Les Actualités Françaises" aufgenommene französische KZ-Film, der als einziger der sogenannten "Atrocity-Filme" noch bis in die 50er Jahre in Deutschland
verfügbar blieb.

Oswiecim (Auschwitz)
UdSSR 1945, Prod.: Soviet Army Film Unit / Zentrales Studio für Dokumentarfilme Moskau, Kamera: A. Woronzow, M. Oschkurow, u. a. Schnitt: Elisaveta Svilova. 21 Min., dt. Fassung, Video

"Der Film zeigt Szenen aus Auschwitz nach der Befreiung durch die Rote Armee und ist zusammengestellt aus Material, das ein Filmteam der Ersten Ukrainischen Front gedreht hat. Schauplätze sind das Stammlager
Auschwitz (Auschwitz I), das Lager Birkenau (Auschwitz II) und das Industriegelände von Buna-Monowitz (I.G. Farbenindustrie A.G.). Überlebende werden gezeigt, sowie die Behandlung durch sowjetische Ärzte. Verwendet werden Filmaufnahmen, die zwischen Februar und Mai 1945 in Auschwitz und Auschwitz-Birkenau gedreht wurden, darunter auch Aufnahmen vom Mai 1945 aus einer nachgestellten Befreiung des Vernichtungslagers." (Cinematographie des Holocaust)

A Defeated People (Ein besiegtes Volk)
GB 1945/46, Regie: Humphrey Jennings, 19 Min, engl. OF, Video

In Humphrey Jennings "A Defeated People" geht um die Bewährung von Menschen in Krisensituationen. Diesmal sind es die Deutschen, die nach der Kapitulation in einem verwüsteten Land wieder zum Alltag zurückkehren und mit Vitalität auch in Ruinen sich einrichten. Es ist kein Erfolgsbericht der britischen Besatzungsbehörden, sondern eine der differenziertesten Darstellungen der Re-education-Politik überhaupt. Sein Referenzsystem lautet: "Ja, aber...". Ja die Kohle wird wieder gefördert, aber für die Menschen ist keine übrig. Ja, die Verkehrswege sind z. T. mit improvisierten Pontonbrücken wieder in Betrieb genommen, aber die Bevölkerung muss vor der britischen Armee zurückstehen. Ja, die Züge fahren wieder, aber sie haben kaum die notwendigen Transportkapazitäten. Der Zusammenbruch der gesamten Infrastrukturen wird nicht geschönt.

Frischer Wind in allen Gassen
D 1951, Prod.: Fritz Peter Buch, 17 Min., dt. OF, Video

Die Darsteller sind Schüler und Einwohner der Stadt Eberbach am Neckar. In dieser Stadt wird an drei Tagen im Jahr die Stadtverwaltung von der Jugend übernommen, damit die jungen Menschen schon frühzeitig einmal einen Einblick in die Grundprobleme der örtlichen Verwaltung bekommen. Der Film schildert die Erlebnisse einzelner Jungen und Mädchen während ihrer Amtszeit.

Einleitung und Gespräch mit Thomas Tode, Filmemacher und Filmwissenschafter, Hamburg. Publikationen u.a.: "Chris Marker, Filmessayist." (Mithg.), "Dziga Vertov: Arbeitshefte/Tagebücher" (Hg.).

Eine Veranstaltung der Aktionsplattform Gegen-Jubiläum 2005:
http://www.oesterreich-2005.at

 


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