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Einladung #124

#124 kinokis mikrokino präsentiert in Kooperation mit dem Aktionsradius Augarten:
ROM SAM. ICH BIN MENSCH. ICH BIN ZIGEUNER.
VIER FILMABENDE ZUM 10. JAHRESTAG DES ATTENTATS VON OBERWART

Dienstag, 1. Februar bis Freitag 4. Februar 2005, jeweils 19:30
Aktionsradius Augarten, 1200, Gaußplatz 11, Eintritt jeweils 5 Euro
(Infos & Kartenreservierung: Tel. 332 26 94, > 31, 5A oder U4 Friedensbrücke)

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Anlass dieses thematischen Schwerpunkts ist der 10. Jahrestag des Attentats von Oberwart. Bei dem Bombenanschlag am 4. Februar 1995 starben Josef Simon, Erwin Horvath, Karl Horvath und Peter Sarközi aus der Oberwarter Roma-Siedlung. Neben vier Filmabenden finden dazu im Aktionsradius Augarten auch Konzerte und eine aufregende Premiere des Wiener Lesetheaters statt, deren Stoff u. a. das Protokoll einer Bürgermeisterkonferenz zur Lösung der "Zigeunerplage“ ist, die 1934 - vier Jahre „vor Hitler“ - stattfand. Die beiden Filmemacher Peter Wagner und Zelimir Zilnik werden bei der Vorführung ihrer Filme anwesend sein.

Dienstag 1.2. Stefan Horvath, Zigeuner aus Oberwart
Regie: Peter Wagner, A 2004, Video
Stefan Horvath, der im aktuellsten Film Peter Wagners porträtiert wird, lebt in der Roma-Siedlung in Oberwart. 1995 verlor er bei der Detonation der Oberwarter Rohrbombe unweit der Siedlung einen Sohn. Danach litt er an Schlafstörungen zu jener Nachtzeit, als die Detonation passierte, bis er eines Tages ein probates Mittel zur Überbrückung dieser Zeit fand: er begann zu schreiben. Was er zunächst aufzeichnete, waren in der Ich-Form gehaltene Erzählungen seiner Elterngeneration, die den systematischen Mord an den Roma thematisieren. Gerade das, sagt er, sei das Problem der Roma: sie hätten sich niemals mit ihrer Deportation und Vernichtung während
der NS-Zeit auseinander gesetzt. Stefan Horvath will mit seinen Erzählungen den Roma seiner Heimat eine Erinnerung nachliefern, von der er glaubt, dass sie vielfach befreiende, wenn auch teilweise schmerzhafte Wirkung haben könnte.

Horvath, Stefan: Ich war nicht in Auschwitz. Erzählungen.
Hrsg.: Horvath, Horst; Wagner, Peter; Übers. ins Roman: Gärtner-Horvath, Emmerich. Edition lex liszt 2003, ISBN 3-901757-35-10

Mittwoch 2.2. Eine lästige Gesellschaft
Regie: Claudia Fischer und Marika Schmiedt, Video
Eine niederösterreichische Zigeunerin steht im Mittelpunkt dieses Films. Er zeigt Marika Schmiedts mühsame Spurensuche nach den Mitgliedern ihrer Familie. Im Zuge dieser Nachforschungen entrollte sich vor den Augen der Wiener Filmemacherin und Malerin das Schicksal ihrer Großmutter. Unzählige Archive und Gedenkstätten haben
Fischer und Schmiedt für ihre Recherchen aufgesucht. Mit kaum mehr als einem ausgebleichten Bild begannen die beiden ihre Recherche, in deren Verlauf deutlich wurde, wie mühevoll es ist, ohne dokumentierte Vergangenheit zu einer gegenwärtigen Identität zu finden: Spätfolge des Holocaust, mit dem die Roma auf diese Weise noch heute zu kämpfen haben.

Donnerstag 3.2. Die Roma-Schauer
Regie: Peter Wagner, A 2004, Video
„Die Roma-Schauer“ dokumentiert die zunächst harmlose Reise einer etwa 20-köpfigen österreichischen Gruppe zu einem als folkloristisch angekündigten Roma-Festival in der zentralbulgarischen Stadt Sliven. Am 6. Mai begeht Bulgarien seinen höchsten kirchlichen Feiertag, den Namenstag des Hl. Georg, traditionell auch für die Roma der wichtigste Festtag des Jahres. Die am „Multikulturellen“ interessierten ÖsterreicherInnen kamen mit der Erwartung, ein buntes Roma-Festival mit viel Musik, Tanz, Essen und ausgelassener Stimmung zu genießen und einem aufgeklärten „Roma Schauen“ zu frönen. Es kommt anders: Das angekündigte Festival ist kein Festival, sondern eine vornehmlich für die Gäste ausgerichtete Darbietung, die die vermeintlichen Roma-Schauer selbst zu den Beschauten, zu den eigentlichen Exoten im Roma-Ghetto der Stadt Siven macht. Der Großteil der Reisegruppe kommt mit der ihnen dargebotenen Realität nicht zurande und kann die Scham angesichts des eigenen Voyeurismus kaum unterdrücken kann. Peter Wagner war die gesamte Reise über mit seiner Kamera dabei.

Anschließend Gespräch mit Peter Wagner.

Freitag 4.2. Kenedi se vraca kuci / Kenedi Goes Back Home
Serbien-Montenegro 2003, 74 Min., Originalfassung mit englischen Untertiteln, DVD
Regie: Zelimir Zilnik, Drehbuch: Zelimir Zilnik, Kamera: Miodrag Milosevic, Schnitt: Marko Cvejic. Mit Kenedi Hasani, Denis Ajeti, Dzemsit Buzoli, Sabaheta Alijevic, Mevlan Alijevic

"Kenedi se vraca kuci" heißt Zelimir Zilniks jüngster Film. Wie frühere Arbeiten handelt es sich dabei nicht um einen Dokumentarfilm im klassischen Sinn, sondern mehr um eine dokumentarische Intervention: Kenedi, ein junger Mann aus dem Kosovo, selbst von der Abschiebung aus Deutschland betroffen, fungiert dabei als eine Art Mittelsmann zwischen Filmteam und anderen unfreiwillig Heimgekehrten, die im Gespräch mit ihm von ihren Erfahrungen berichten.Mitten in der Nacht habe man sie geweckt, erzählt etwa ein aufgebrachter Familienvater während einer langen Autofahrt, um sie Stunden später in ein Flugzeug nach Belgrad zu setzen. Seit 1991 habe er mit seiner Frau und zwei Kindern in Deutschland gelebt und gearbeitet. "Meine Kinder sind hier Analphabeten." - das kyrillische
Alphabet oder die serbische Sprache sind ihnen fremd, ihr Deutsch ist dagegen ausgezeichnet.
Ähnliches hat auch Johnny zu berichten - ein Jugendlicher, den Kenedi ebenfalls am Belgrader Flughafen aufgabelt und der auf der Suche nach seinen Angehörigen ist. Gegen Ende des Films führt er im Belgrader Goethe-Institut ein langes Gespräch mit einem bayrischen Grenzpolizisten. "Würde ich zurückgehen können?", fragt er
schließlich. "Ich glaube nicht.", sagt der Mann. Aus solchen Situationen, in denen sich die Auswirkungen politischer
Verfügungen und bürokratischer Vorgänge individuell konkretisieren, formt "Kenedi se vraca kuci" ein raues Bild
weitgehend ausgeklammerter, europäischer Realität. (Isabella Reicher)

Anschließend Gespräch mit Zelimir Zilnik.

Weitere Veranstaltungen im Aktionsradius Augarten (jeweils 19:30):

Dienstag 8.2.: "Die Zigeunerplage“,
Lesetheater mit Christoph Krutzler und Peter Wagner. Nachspiel: „Der lasterhafte Herr Krutzler spricht über sein Kemeten“ (Video, Uraufführung).

Dienstag 15.2.: Ein Abend für www.gipsy-info.at; Vorfilm:
„gipsy-info on tour“ von Friedemann Derschmidt.

Dienstag 22.2.: Kohelet 3 – Erstmals mit Roma-Programm

Mittwoch 23.2.: Mosa Sisic & The Gipsy Express. Beginn 19.30 Uhr;
Eintritt: 10 Euro, Ort: Carioca, 1200 Wien, Wasnergasse 17

Info: http://www.aktionsradius-augarten.at

 


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